Einsiedel die Perle im Zwönitztal
Einsiedel-2

Waldesrauschen ,Model von einem Einsiedler Bürger gebaut 

Der Vorsitzende des Einsiedler "Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs", der Fabrikant Richard Nitzsche, gilt als geistiger Vater, im Ort ein Ausflugsrestaurant zu erbauen. Unterstützung fand er im Gemeindevorstand Hugo Max Seydel, dem Fabrikanten Guido RiedeI, dem Landschaftsgärtner Otto Schwarz, dem Bauunternehmer Anton Hermann und Bernhard Golz. Diese Herren gründeten am 14. November 1907 eine "Gesellschaft zur Erbauung eines Ausflugsrestaurants" und ließen sich zu Mitgliedern des Aufsichtsrates wählen.
Ausflugsrestaurant Waldesrauschen

Nach umfangreicher Vorbereitung und schwierigen Verhandlungen mit den Behörden erfolgte am Mittwoch, dem 6. Mai 1908 die Grundsteinlegung für das von der Firma M.M. Seifert aus Einsiedel zu errichtende Gasthaus. Es gab aber auch im Ort viele Gegenstimmen zum Bau, vermutlich steckten Konkurrenzgedanken anderer Gaststätten dahinter. Beim Verlesen der Grundsteinurkunde durch Richard Nitzsche jun., setzte ein starker Gewitterregen ein. Die Anwesenden flüchteten in die Bauhütte um danach mit der Zeremonie fortzufahren. Nach je drei Hammerschlägen durch Richard Nitzsche, Guido Riedel, Max Seydel, Otto Schwarz, Baumeister Seifert, Schuldirektor Uhlig, Pfarrer Poeschmann und Kantor Jokisch wurde die Kapsel eingemauert. Beim Abriss der Ruine fanden Bauarbeiter diese und übergaben sie der Gemeindeverwaltung. Um den Charakter eines reinen Einsiedler Unternehmens zu wahren, gab man Anteilscheine in Höhe von je 200 Mark aus. Das erbrachte ein Stammkapital von insgesamt 21.500 Mark. Der Bau war mit 71.000 Mark veranschlagt .Das Bautempo war derart enorm, das die Gaststätte bereits 1908 zur Kirmes im September eröffnet werden konnte. Das Gebäude wurde in ländlichem Fachwerkbau mit hübschen Giebeln, Pavillon und Veranda errichtet. Die Vorderfront, 34 Meter lang, war nach dem Dorf gerichtet. Das Gebäude besaß einen Saal mit Bühneneinrichtung, drei Gastzimmer, Wohnungen für Sommerfrischler, Fremdenzimmer sowie Stallungen. Daneben boten ein Park, ein Kleintennisfeld, ein Fußballplatz und Kinderspielplätze "Erholung und Belustigung" für jung und alt zu jeder Jahreszeit. Das gesamte Grundstück hatte eine Größe von 20.000 Quadratmetern. Eine 500 Meter lange Rodelbahn brachte auch im Winter Gäste. Am 15. Januar 1911 veranstaltete man ein Preisrodeln, das 15.000 Besucher anlockte. Die Rodelbahn musste aber aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden. Nicht zu verwechseln mit der Sommerrodelbahn!
Die vom Erzgebirgszweigverein Einsiedel geschaffenen Wege am Berg hinter "Waldesrauschen" wurden am 9. August 1908 mit einem Waldkonzert feierlich der Öffentlichkeit übergeben. Im Jahre 1912 gab es das erste Parkfest mit 30.000 Besuchern. Die Familie Zopf bewirtschaftete die Gaststätte, während des Zweiten Weltkrieges, bis zu deren Zerstörung, diente sie als "Umsiedlerlager Nr. 62". Hier brachte man so genannte Auslandsdeutsche aus dem Osten unter. Nach der Bombardierung am 5. März 1945 konnten die Besitzer das Gebäude notdürftig in Stand setzen. Ein nie geklärtes Schadensfeuer setzt im Jahr 1946 der bekannten Gaststätte ein unwiderrufliches Ende.

Ingobert Rost 2004

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2015 © Copyright by Bernd Obermaier  Projektstart: 25.07.2000 aktueller Stand vom 03.01.2015
154 Seiten Einsiedler Geschichte,