Einsiedel die Perle im Zwönitztal
Einsiedel-2

Einsiedel, Perle im Zwönitztal

Ich kenne ein Dörflein, dort bin ich geboren.
Die Perle der Zwönitz, so war es erkoren.
Dort war meine Heimat, dort war ich Zuhaus.
Ich kenne mich heut noch nach Jahren gut aus.
Es war gar nicht klein, in der Form eher lang.
Von den Wieden hinab bis nach Angst und Bang.
Vom Pfarrhübel bis zu dem “Goldenen Hahn”,
am Flusse der Zwönitz, liegst heut noch an.
Hab oft mit den Eltern erwandert die Höh´n:
Du “Perle der Zwönitz”, wie warst du doch schön!

Ich seh noch die Kirche, mit ihren Empor`n
Die Deckengemälde, den Eingang vom Turm.
Ich hör noch vom offenen Turme ihr Läuten.
Seh mich dort mit Schlitten zu Winterzeiten.
Vernehm` noch den Duft, wie alljährlich dort lecker,
beim Stollen Abholen, beim Hertelbäcker.
Hör noch von der Oberförsterbrücke,
das Klingen der Schlittschuh, auf Eisblöcke.
Seh im Sommer Kornpuppen vorm Hausfenster stehn:
Du “Perle der Zwönitz”, wie warst du doch schön.

Ich seh noch die die Jungs all, beim Spielen und Ballen
auch die, die im letzten Kriege gefallen.
Ich seh, die heut Omas, noch damals als Mädel.
Ich riech noch die Würste beim Lohmann und Edel.
Ich seh noch, wie wir auf den Schulbänken saßen
und zwischen den Schulen das Frühstücksbrot aßen.
Ich seh noch ab Fischer Anton diese Treppe
und spür noch den Bohrer vom Zahnarzt Heinz Töppe.
Hab den Duft von dem Brauhaus am Nasenrand stehn:
Du “Perle der Zwönitz” wie warst du doch schön!

Ich seh noch den schönen Gasthof am Plan
und vor mir die Strasse zum “Goldenen Hahn”.
Das Gaswerk, den Leimbrock, das Rathaus sogar,
wo früher noch links die Post drinnen war.
Den Kaiserhof, wo auch die Lichtspiele waren.
Seh vom Freitag bis Sonntag dort Menschen in Scharen;
zu Filmen mit Rühmann, mit Moser und Röck,
das war das Erleben, man war mal so keck.
Seh beim Parthey die Krinoline sich drehn:
Du “Perle der Zwönitz” wie warst du doch schön !

Die Herrmannstrasse kann ich gut sehen,
wo die Städter aus Chemnitz zum Parkfest hinziehen.
Seh das Waldesrauschen in seiner Pracht.
Den Wald bunt beleuchtet bei festlicher Nacht.
Die Rodelbahn war stets im Sommer der Clou,
das Karussell spielte Valencia dazu.
Vor`m Korbmacher, wenn bunte Kugeln vorhanden,
hab ich, wie auch oft, vor der Schranke gestanden.
Vernahm dort von unweit beim Zuges erwarten,
das Klingeln der Löffel vom Cafegarten.
Seh das Wiesenschaumkraut noch im Fischzuchtgrund stehn:
Du “Perle der Zwönitz” wie warst du doch schön !

Ich stand oft am Plan im September und schaute,
wie man für die Kirmes das Riesenrad baute.
Hör heut noch das Zischen der Strumpfwirkmaschinen
und seh bei der Kosa die bunten Pralinen.
Am Fastnachtsdienstag, wie war es schön.
Seh uns heut noch verkleidet die Strasse lang ziehn.
Und seh auch die Bank noch am Talsperrenblick,
wie die Docktorbrücke mit leichtem Knick.
Ich seh, wie im Freibad Erquickung wir fanden,
im Uhligpark auch nach Kastanien wir rannten.
Ich riech noch vom Preisler die Farben, das Oel
und seh nebenan noch das hohe Gestell,
wo dem Roux-Fotograph seine Bilder zu sehn:
Du “Perle der Zwönitz” wie warst du doch schön !

Von der Gärtnerei Schwarz hör die Bienchen ich summen.
In der Weststrasse 2 noch die Mangel brummen.
Ich stell mir die vielen Geschäfte noch vor.
Und hinter dem Schütz, da schreit man laut: Tor !
Ich seh die Bewohner und kenn´ sie noch alle,
wie die Aufführungen in der Schulturnhalle.
Ich fühle mich quälen das lange Stück,
mit dem Malerwagen von der Filzfabrik.
Seh den Emmateich dort im Frühjahrsgrün:
Du “Perle der Zwönitz” wie warst du doch schön !

Ich kenne ein Dörflein, dort bin ich geboren,
die Perle der Zwönitz, so war es erkoren.
Dort war meine Heimat, dort war ich zuhaus.
Nur leider, sieht manches heut anders dort aus !
 
 
                                                                                     Heinz Kaden, Einsiedel 1955

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2015 © Copyright by Bernd Obermaier  Projektstart: 25.07.2000 aktueller Stand vom 03.01.2015
154 Seiten Einsiedler Geschichte,